Was ist Intui­ti­on? Befra­gung Teil 2. Wie könn­te ich sie nutzen.

Ich hat­te ja bereits einen Blog Bei­trag dazu ver­öf­fent­licht. Damals ging es dar­um, dass ich Mei­nun­gen gesam­melt habe, wie Men­schen ihre Intui­ti­on wahr­neh­men, ali­as wann mer­ken sie und wie mer­ken sie es, dass sie intui­tiv unter­wegs sind.

Die Ver­mu­tung bestä­tig­te sich, dass Intui­ti­on kör­per­lich, gei­stig oder gefühls­mäs­sig wahr­ge­nom­men wird, und dass sie fast auto­ma­tisch in Innern abläuft. In ande­ren Wor­ten: die Defi­ni­ti­on von Wal­ker et al. (2011) war auch empi­risch nach­voll­zieh­bar.

In der Zwi­schen­zeit sind wei­te­re Mei­nun­gen aus mei­nem pri­va­ten Umfeld ein­ge­trof­fen und ich möch­te wei­ter­for­schen, in dem ich mir und Euch gewis­se Fra­gen stel­le.

Zwei sehr viel­schich­ti­ge und warm­her­zi­ge Men­schen die mir am Her­zen lie­gen, haben mir zwei Sei­ten der glei­chen Medail­le in ihren Erfah­run­gen zur Intui­ti­on geschil­dert. Eine Intui­ti­on, wenn erhört, kann ein Segen sein; wenn jedoch igno­riert, kann sie zum Fluch wer­den.

Bei­de Per­so­nen bezo­gen ihre Bei­spie­le auf Men­schen, die sie intui­tiv wahr­ge­nom­men haben. Aber war­um fol­gen wir manch­mal unse­rer Intui­ti­on und manch­mal nicht? Oft neh­men wir jeman­den in den ersten 30 Sekun­den wahr… und wis­sen, die­se Per­son wird einen wich­ti­gen Platz in mei­nem Leben haben, oder sie ist mir sym­pa­thisch, oder «auwei» sie ist abso­lut nicht mein Fall. Es gibt natür­lich dazu noch tau­send Wahr­neh­mungs­stu­fen dazwi­schen… «sym­pa­thisch, aber irgend­was stimmt nicht» usw. Aber war­um hören wir manch­mal auf unse­re inne­re Stim­me und manch­mal nicht?

Intui­ti­on läuft unbe­wusst ab, aber das heisst eben nicht unlo­gisch. Wahr­schein­lich ist es ein Urzeit-Mecha­nis­mus, der sehr schnell ver­gan­ge­ne ähn­li­che Erfah­run­gen mit der jet­zi­gen Situa­ti­on abgleicht und/oder wir neh­men unbe­wusst Inkon­gru­en­zen oder Reso­nan­zen zum ande­ren Men­schen wahr, um uns zu schüt­zen. Dass kann Gestik, Mimik sein, Klei­dung, die Art zu reden, ähn­li­che kul­tu­rel­le Aspek­te usw. Klar, die Defi­ni­ti­on Intui­ti­on ist nicht für jede Situa­ti­on gänz­lich sach­lich zu erklä­ren, aber das heisst nicht, dass sie nicht real ist. Wir müs­sen nicht immer alles von A bis Z erklä­ren kön­nen.

War­um aber hören wir nicht immer auf unse­re Intui­ti­on? Ich glau­be, hier kommt etwas in’s Spiel, das bei syste­mi­schen Struk­tur­auf­stel­lun­gen bekannt ist und z.T. auch schon mit dem MBTI Per­sön­lich­keits­test kor­re­liert wor­den ist. Das Glau­bens­po­la­ri­tä­ten-Drei­eck, sie­he Abb. 1.

Die­ses Modell hat sei­nen Ursprung bei der Yoga Leh­re, hat aber Par­al­le­len zu Gedan­ken von Kant und wird heut­zu­ta­ge auch in der Füh­rung ange­wen­det (Fer­ra­ri, 2014).

Jeder Mensch hat Wer­te, die in die drei Kate­go­rien des Drei­ecks pas­sen. Das Drei­eck ist gleich­wer­tig und es gibt kei­ne Ecke die mehr zählt, als eine ande­re. Inter­es­sant ist, dass in die­sem Modell die Intui­ti­on, manch­mal auch defi­niert als Weis­heit (Ter­mi­nus der zu den Erfah­run­gen eines Men­schen im Übri­gen ganz gut passt), in das Zen­trum des Drei­ecks gestellt wird, um zu ver­an­schau­li­chen, dass sie sich frei über­all hin­be­we­gen kann.

Nun ist es so, dass jeder Mensch einen prä­fe­rier­ten Zugang zu die­sem Drei­eck hat. In ande­ren Wor­ten, jeder Mensch fühlt sich «woh­ler» in ein bis zwei Ecken, als in einer ande­ren. Das heisst nicht, dass die­ser Mensch kei­nen Zugriff auf die ande­re Ecke /Pol des Drei­ecks hat, aber in bestimm­ten Situa­tio­nen kann es ihm schwer­fal­len und bela­stend erschei­nen, Zugriff dar­auf zu haben.

Ein Bei­spiel. Eine Füh­rungs­kraft ist sehr ana­ly­tisch, abwä­gend, und stra­te­gisch den­kend. Viel­leicht aber hat sie Schwie­rig­kei­ten, ihre Empa­thie und Ent­schluss­freu­dig­keit zu zei­gen. Bei Mit­ar­bei­tern, die sehr empa­thisch und begei­ste­rungs­fä­hig sind, oder bei sol­chen die pri­mär «Macher» sind, könn­ten die­se «Pol-Prä­fe­renz», näm­lich ana­ly­tisch-abwä­gend, auf Resi­stenz stos­sen.

Wie kann man nun die­se Resi­stenz ver­mei­den? Indem man sich der Wer­te des ande­ren bewusst wird. Indem man erkennt, wel­che prä­fe­rier­ten Zugän­ge bei wem sind und wie man mit deren Sprach­codes umgeht. Intui­ti­on spielt hier eine wich­ti­ge Rol­le, denn sie hilft den Men­schen gegen­über und sei­ne Wer­te kor­rekt «ein­zu­schät­zen».

Zurück zu den Mei­nun­gen und zur Fra­ge, war­um hört man nicht immer auf sei­ne Intui­ti­on. Kann es sein, dass man Wer­te in die­sem Drei­eck bevor­zugt, die es ver­hin­dern? Kann es sein, dass man sich sehnt oder fürch­tet vor einem bestimm­ten Pol/Wert?… Ich stel­le mal die Hypo­the­se auf, dass dem so ist. Wenn ich mich nach Lie­be, Zwei­sam­keit, Leich­tig­keit seh­ne, wer­de ich womög­lich mei­ne Intui­ti­on igno­rie­ren, dass mit mei­nem poten­ti­el­len Part­ner etwas «nicht stimmt». Wenn ich Angst habe vor Kri­tik oder Ableh­nung, wer­de ich viel­leicht manch­mal etwas nicht tun, obwohl mei­ne Intui­ti­on sagt, ich kann das, und es ist rich­tig. Wenn ich mich nicht sicher füh­le im Umgang mit Emo­tio­nen, wer­de ich mich womög­lich in mei­ne Kogni­ti­on, in mein Wis­sen, in mei­ne Sach­lich­keit flüch­ten und mei­ne Intui­tio­nen ver­nei­nen, um nicht mit dem Umgang mit Emo­tio­nen kon­fron­tiert zu wer­den. Wenn ich mich nicht spü­ren will, wenn ich negie­re, dass ich intui­tiv weiss, mein Leben braucht eine Ver­än­de­rung, oder ich bin ein­sam, wer­de ich mich womög­lich z.B. in mei­ne Arbeit stür­zen.

Es ist nur eine Hypo­the­se und sie redu­ziert nur die Kom­ple­xi­tät der The­ma­tik. Sie ist somit nicht feh­ler­frei oder unan­greif­bar… aber sie hat etwas, oder?

Wie kann ich also Intui­ti­on nut­zen? Wie kann ich ver­mei­den, mich sel­ber aus­zu­trick­sen und nicht auf sie zu hören? Viel­leicht in dem ich mir bewusst wer­de, wer ich bin, was mir wich­tig ist und was die­se Situa­ti­on dar­stellt und/oder wer die­ser Mensch vor mir ist…klingt sim­pel, und doch tun wir uns schwer damit.

Wür­de mich freu­en, Euer Feed­back bzw. Eure Gedan­ken dazu pri­vat oder im Blog zu erhal­ten…


Herz­lich Eure Cori­na

Refe­ren­zen:
Fer­ra­ri, E. (2014). Füh­rung im Raum der Wer­te. Da GPA-Sche­ma nach Syst® .2. über­ar­bei­te­te Auf­la­ge. FER­RA­RI­ME­DIA, Aachen.
Wal­ker, L. O., & Avant, K. C. (2011). Stra­te­gies for theo­ry cons­truc­tion in nur­sing (5th ed.). Upper Sadd­le River, NJ: Prentice-Hall.

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